4.3.5 Ergebnisse aus den Interviews mit den Schulleitungen

Am Ende der Projektlaufzeit wurden die beiden Schulleitungen interviewt, um die Erfahrungen und Erkenntnisse des Projekts in schulorganisatorische Perspektiven einbetten zu können.

Anspruch der Schulleitungen ist, dass die Berufsschule die regionalen Ausbildungsbedarfe abdecken muss, um die Wirtschaft vor Ort stärken und sichern zu können. Das bedeutet auch, dass weniger nachgefragte, aber regional wichtige Ausbildungsgänge erhalten bleiben sollen.

Die Entwicklung von BL-Szenarien soll durch langfristige Einsparung von Zeit, aber vor allem durch zu entwickelnde Kooperationen ressourcenschonend wirken, um das Angebot vor Ort aufrecht erhalten zu können. Die Berufsschule kann mit digitalen Lehr-Lern-Szenarien eine stärkere Binnendifferenzierung vornehmen (Wenn-Dann-Logik) und das erlebnisorientierte Lernen der SuS verstärken.

Um mehr Lehrkräfte für digitale Lehr-Lern-Szenarien zu gewinnen, sind folgende Kriterien zu erfüllen: Digitale Lehre muss einfach sein, sie muss ein benutzerfreundliches System haben, sie muss sehr zuverlässig sein und einen schnellen Nutzen, einen direkten Benefit für die Lehrkräfte bei der Umsetzung im Unterricht haben. Außerdem ist eine Niedrigschwelligkeit wichtig, um Lehrkräften mit zunächst wenigen medialen Affinitäten gerecht zu werden und ihre Motivation zu steigern, den Einsatz digitaler Umgebungen im Unterricht sukzessive zu steigern. Es wird zu akzeptieren sein, dass Lehrkräfte in unterschiedlicher Art und Weise mit der digitalen Lehre umgehen. Es wird jene geben, die aktiv mitgestalten, es wird Lehrkräfte geben, welche lediglich passive Nutzerinnen und Nutzer des Systems sind und es werden sich Lehrkräfte der digitalen Lehre gegenüber ablehnend positionieren.

Die aktiv gestaltenden Lehrkräfte gilt es als Motoren zu verstehen, welche von der Schulleitung auf unterschiedlichen Wegen unterstützt werden sollten. Die Instanz Schule kann an dieser Stelle Freiräume schaffen für Fortbildungen, Teambuilding in der Schulkooperation, sie kann nach außen und nach innen deutlich die Grundhaltung einnehmen, dass digitale Lehr-Lern-Szenarien gewollt sind und unterstützt werden und außerdem kann eine Schulleitung auf repräsentativer Ebene diese Lehrkräfte mit besonderer Wertschätzung unterstützen.

Digitale Lehr-Lern-Szenarien sollen ein ganz normales Instrument der Lehre werden, wie die Tafel oder der Beamer. Engagierte Lehrkräfte aus unterschiedlichen Schulen sollen sich Materialien, Know-How und Erfahrungen gegenseitig zur Verfügung stellen. Für die erfolgreiche Kooperation zwischen Berufsschulen sind die Personen das zentrale Element, die Harmonie muss stimmen. Es gilt die Frage zu klären, in wie weit die Blockung digitalen Unterrichts auf ganze digitale Tage für SuS aus pädagogischer Perspektive erstrebenswert ist.

Unterstützend sollte ein externer technischer Support sowie eine Koordinationsinstanz finanziert und zu festen Zeiten zur Verfügung gestellt werden. Bei den Zeiten haben die Unterrichtszeiten Priorität. Die EDV-Ausstattung kann die Berufsschule mit ihrem vom Schulträger zur Verfügung gestellten Budget weitestgehend selber finanzieren, wenn sie diese richtig priorisiert. Nötig ist eine belastbare Breitbandversorgung, leistungsfähige Geräte sowie eine ausreichende digitale Infrastruktur. Bei der Reihenfolge der zu digitalisierenden Lernfelder gibt es zwei Perspektiven, die wirtschaftliche und die pädagogische. Die wirtschaftliche Perspektive priorisiert solche Lernfelder, die in ihrer Existenz bedroht sind und die ohne digitale Lehr-Lern-Szenarien finanziell kaum zu halten sind. Die pädagogische Perspektive priorisiert solche Lernfelder, die sich thematisch am besten dazu eignen, digitalisiert gelehrt zu werden.