2.6.4 Coach, Tutor

Rolle der Lehrenden als Lernbegleiter

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Lernziele und -inhalte, aber auch die methodischen Schritte werden durch das Curriculum, den Lehrplan bzw. den Tutor bestimmt.

Tutoren in Blended-Learning-Systemen
planen die jeweiligen einzelnen Lehr-Lern-Arrangements,
moderieren die Präsenzveranstaltungen und
unterstützen die selbstgesteuerten Lernprozesse.

Sie begleiten damit die Lernprozesse der Teilnehmer der Eröffnungsveranstaltung (Projektstart) über die selbstgesteuerten Lernphasen und den Praxistransfer bis zum Abschluss der Projekts bzw. der Unterrichtseinheit.

Sie werden dabei zum Entwicklungspartner der Lernenden, indem sie ihnen helfen, bisherige Lernprozesse und -strukturen aufzubrechen bzw. zu verändern. (vgl. Kuhlmann & Sauter 2008).

Für ein gutes Coaching gilt das Prinzip der minimalen Hilfe, um durch verständnisfördernde Nachfragen den Lernprozess der Lernenden in Gang zu halten. Im Verlauf des Lernprozesses sollte die Stärke der Hilfestellung abnehmen. Angelehnt an Theorien des Cognitive Apprenticeship wurde von Collins et.al. (Collins et al. 1989) ein dreischrittiges Coaching-Modell entwickelt:

  • Modeling: die Rolle des Coachs hat Modellcharakter; er zeigt, demonstriert, leitet an
  • Scaffolding: Coach bietet ein Gerüst an, das stützt, wo die Lernenden selbst nicht mehr weiter wissen
  • Fading: Coach zieht sich in seiner Aktivität zunehmend zurück je besser die Lernenden alleine klarkommen (vgl. auch Petko 2014, S. 91 ff.)

Formen des Coaching

Grundsätzlich kommen für die Begleitung als Coach folgende Formen in Frage:

  • Einzelcoaching zielt auf die Kompetenzentwicklung der Lernenden in persönlicher, aktivitätsbezogener, beruflich-methodischer und sozialer Hinsicht. Der Coach klärt zu Beginn mit dem Lernenden die Erwartungen und Ziele für seinen Lernprozess. Er ermöglicht ihm seinen persönlichen Kompetenzentwicklungsprozess, indem er für die erforderlichen Rahmenbedingungen sorgt und als „Sparringspartner“ bei der Entwicklung von Lösungsansätzen dient.
  • Gruppencoaching unterstützt die Lerner einer Gruppe oder die Mitglieder eines Projektes. Auch hier steuern die Gruppen ihre Lerngruppen selbst und werden dabei von Entwicklungspartnern begleitet, die die Rahmenbedingungen sichern, Feedback geben und Anregungen einbringen (vgl. Erpenbeck et al. 2015).

Lernbegleiter

Erpenbeck et al. betonen neben dem selbstgesteuerten Lernen die Betreuung durch Lehrende als Lernbegleiter. Die Lernbegleiter

  • planen,
  • organisieren und steuern die formellen Lernprozesse und
  • unterstützen Lernende in ihren informellen Lernprozessen.

Sie geben darüber hinaus Strukturierungshilfen beim Lernen und Rückmeldungen zum Lernprozess und zu -leistungen, und zwar sowohl bei standardisierten (Test, Klausur, Multiple Choice etc.) als auch bei offenen Aufgaben (Diskussionen, Reflexionen etc.).

Doch auch die Lernenden können sich gegenseitig begleiten. Die Arbeitsergebnisse und Beiträge aller Lernenden werden als Vergleichsmaßstab für den individuellen Fortschritt im Lernprozess zur Verfügung gestellt. In Arbeitsgruppen können die Ergebnisse dann präsentiert, verglichen und diskutiert werden. Dies dient der „Flankierung des Lernwegs“ (Erpenbeck), einer notwendigen Form der Lernbegleitung, die durch Tandems oder Kleingruppen ergänzt werden kann.

Bei der Vermittlung der Lehrinhalte steht das Lösen von Problemen (Fallbeispielen) im Vordergrund, die durch entsprechende Transferaufgaben bzw. reale Problemstellungen erweitert werden. Je stärker sich die Lehrinhalte an der Arbeitswelt orientieren, desto mehr wird ein „Prozess emotionalen Konfliktinduzierens“ (Erpenbeck) ermöglicht, der den Lernprozess wesentlich unterstützt. (vgl. Erpenbeck et al. 2015)

E-Coaching

Erpenbeck et al. sprechen von E-Coaching als „mediengestützte, aktive Entwicklungspartnerschaft von Lernbegleitern mit einzelnen Lernern oder Lerngruppen“ (Erpenbeck et al. 2015, S. 34).

Zu den Aufgaben eines E-Coaches gehören die

  • Lernprozessberatung,
  • Begleitung einer Person (Coachee) oder mehrerer Personen bei komplexen Lernhandlungen bzw. bei der Bearbeitung von Transferaufgaben oder Projektarbeiten,
  • Online-basierte, strukturierte und strukturierenden Kommunikation mit Personen und Gruppen (synchron und asynchron).

Der Lernende ist Partner des E-Coaches und „kommuniziert mit ihm auf Augenhöhe“ (Erpenbeck et al. 2015, S. 35), wobei der E-Coach einerseits eine vertrauensvolle Beziehung aufbaut, andererseits aber auf den professionellen Abstand achtet. Die Hemmschwellen der Lernenden sind beim virtuellen Coaching geringer als in realen Lernumgebungen.

Das E-Coaching findet in der Regel dann statt, wenn die Lernenden einen Bedarf sehen, d.h. auf Abfrage (on demand). Nachteilig wirkt sich aus, das nonverbale Signale fehlen und spezifische Fragestellungen in der virtuellen, asynchronen Kommunikation eher oberflächlich behandelt werden. Daher empfehlen Erpenbeck et al. (ebd.) E-Coaching durch reale Begegnungen zu ergänzen und damit die Verbindlichkeit der Absprachen zu verbessern.

Zitat

Des Weiteren unterstützt E-Coaching „selbstorganisiertes Lernen, das durch die Lerner selbst verantwortet wird und fördert Prozesse des Selbst-Coaching und der Hilfe zur Selbsthilfe. (...) Im E-Coaching-Prozess kommt der Balance aus Unterstützung und Ermutigung zur Selbsthilfe eine besondere Bedeutung zu“. (Erpenbeck et al. 2015, S. 35)