Die interviewten Personen aus den Betrieben stehen dem Projekt und der Idee der Online-Lehre positiv gegenüber. Hauptsächlich entspringt diese Einstellung einem sehr pragmatischen Paradigma, dass „man sich der Zukunft nicht in den Weg stellen solle“. „Online-Lehre ist die Zukunft und entspricht dem Zeitgeist“, also wird versucht, diese Zukunft mitzugestalten anstatt ihr Steine in den Weg zu legen, so das Credo der befragten Ausbilder/innen.
Dennoch sind spezifische Zweifel unterschiedlichster Art in den Gesprächen offenbart worden. Das Auffangen von ohnehin in den sozialen Strukturen des Betriebsklimas exkludierter Auszubildender wird in Frage gestellt. „Wenn der sich sowieso aus allem Kollegialen raushält, dann hat er mit dem Lernen von Zuhause aus ja noch weniger Sozialkontakt und bleibt in seinem dunklen Kämmerchen“, so einer der Ausbilder über die Gefahr, dass sich eher zurückgezogen orientierte Auszubildende in der Entwicklung zum „einsamen Wolf“ verstetigen könnten. Mehrfach thematisierten die Betriebe den Ort der digitalen Lehre und die daraus resultierenden Konsequenzen sowohl für den Betrieb und dessen Personal als auch für den oder die Auszubildende/n.
Während sich bei der Verlagerung der Lehreinheiten an den heimischen Schreibtisch der Auszubildenden für die Betriebe per se zunächst keine direkten Auswirkungen verorten lassen, so birgt die Verlagerung der Lehreinheiten in den Betrieb offensichtlich viele Möglichkeiten und Risiken. Keiner der Betriebe ist dem Einrichten eines expliziten Arbeitsplatzes für die Online-Lehre des oder der Auszubildenden abgeneigt. Justierung vermuten die Ausbilder/innen unter anderem in dem Fall, dass sich Auszubildende zwar für die Online-Lehre im Betrieb zurückziehen können, aber bei dringender Notwendigkeit die physische Anwesenheit der Schülerinnen und Schüler für Betriebszwecke genutzt werden könne. Auch die Stabilität der Breitbandanbindung im Unternehmen, insbesondere in der „prime time“, sind fragwürdig. Einen Vorteil sehen Ausbilder/innen in der Möglichkeit, Theorie und Praxis direkt miteinander verknüpfen zu können. Auch das zur Verfügung stehen erfahrener Kolleginnen und Kollegen für die Auszubildenden während der Lehreinheiten im Betrieb wird seitens der Ausbilder/innen als wertvoll beurteilt.
Die Standpunkte und Positionen der Betriebe wurden mit den Lehrkräften kommuniziert. Dies ermöglichte zum einen das Anpassen der erarbeiteten Lehrmaterialien und Lernsequenzen an die Anforderungen der Betriebe sowie die Option, spezifische Situationen im Reallabor Betrieb selbst zu testen.