Die Erhebung vor dem Start des Arbeitsprozesses der SuS diente vor allem dem Erstellen von Profilen. Die erhobenen Profile in den Bereichen Mobilität, Medienaffinität, Lernen sowie den ergänzenden Komponenten in den Bereichen Erwartung und Einstellung dienten dazu, dass sich die Lehrkräfte auf ihre Klasse einstellen und das Material entsprechend den Voraussetzungen der SuS anpassen konnten.
Um ein Profil zur Mobilität der einzelnen SuS zu erstellen, wurden jeweils die Dauer sowie das genutzte Verkehrsmittel für den Schul- und Arbeitsweg sowie für die Strecke zwischen Schule und Betrieb abgefragt. Komplettiert wurde dieses Profil mit den zur Verfügung stehenden Mitteln für die individuelle Mobilität.
Um ein Profil im Bereich der Medienaffinität abbilden zu können, wurde unter anderem nach der Mediennutzung gefragt. Hierbei spielten Medientypen, die Abgrenzung zwischen privater und beruflicher Nutzung sowie insbesondere die Zeitintensität und Zeitintervalle der Nutzung eine Rolle. Über die Funktionsebene wurden schließlich auch die genutzten Anwendungen, Programme und Angebote an sich eruiert. Eine Selbsteinschätzung der eigenen Kompetenz und themenspezifischer Fähigkeiten vervollständigte das Profil zur Medienaffinität.
Die Erwartungen wurden über klassische qualitative Textfelder erhoben. Dabei wurden Erwartungen allgemein, aber auch Ängste, Befürchtungen sowie Wünsche für die Online-Lehre fokussiert. Die Einstellung der SuS zur damals noch bevorstehenden Online-Lehre wurde über die Positionierung in einem semantischen Differenzial mit einer siebenstufigen Skala erhoben. Weiteren Aufschluss über die Einstellung gaben die Einordnung der zeitlichen wie auch örtlichen Flexibilität und der Aktualität der Inhalte in der Online-Lehre sowie die allgemeine Einstellung gegenüber digitalen Medien.
Ehe die soziodemographischen Daten die Befragung abschlossen, wurde ein Profil zum Lernen der Individuen abgefragt. Dabei standen insbesondere Lernerfahrungen und Lernformate, aber auch aktuelle und zukünftige Präferenzen beim individuellen Lernen im Fokus. Die heimische Ausstattung der SuS und die favorisierte Zeit für Online-Lehre komplettierten das Lernprofil.
Alle SuS, sowohl aus Holzminden als auch aus Duderstadt, nutzen den PKW als Verkehrsmittel, selten unterstützt durch öffentliche Verkehrsmittel. Von den zwölf SuS (Stand: Juli 2017, inzwischen sind es 13) besitzen allerdings nur zehn einen Führerschein und nur acht sind im Besitz eines eigenen PKW. Dies legt Fahrgemeinschaften bzw. Hol- und Bringdienste nahe. Sowohl der Schul- als auch der Arbeitsweg beansprucht für die SuS mehrheitlich 15-30 Minuten (7), einige sind bis zu 45 Minuten unterwegs (3), während es einzelne Ausreißer mit unter 15 Minuten und 45-60 Minuten gibt. Diese Gruppe ist demnach sehr mobil und hat mehrheitlich „normale“ Streckenlängen zu bewältigen. Interessant ist die Gegenüberstellung des vorhandenen Individualverkehrs mit dem alternativen öffentlichen Personennahverkehr. Würden also diese zwölf SuS an Stelle des PKW auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen, verschöbe sich der Schulweg, wie in der folgenden Abbildung ersichtlich.
Während also einer der Auszubildenden morgens gar nicht ankommen würde, sind 75% der SuS über eine Stunde unterwegs, 1/3 sogar über 130 Minuten. Dies zeigt, wie abhängig die Auszubildenden der Untersuchungsregionen von individueller Mobilität sind. Auch der Vergleich der Örtlichkeit der Ausbildung zeigt am Beispiel der acht Auszubildenden aus Duderstadt die Wichtigkeit der wohnortnahen Beschulung. Während die Duderstädter mit dem Auto im Schnitt 26,25 Minuten zur Schule benötigen, steigt diese Fahrtdauer bei der nicht wohnortnahen Beschulung auf durchschnittliche 37,5 Minuten (BBS Northeim) bzw. 56,25 Minuten (BBS Hann. Münden). Dies wurde am Beispiel von Duderstadt deutlich gemacht (vgl. nachfolgende Abbildung), für Holzminden gelten aufgrund ähnlicher infrastruktureller Gegebenheiten vergleichbare Aussagen.
Die Vorherbefragung hatte ergeben, dass die Gruppe der SuS eine hohe technische Affinität aufweist, insbesondere auf der Sachebene (vgl. nachfolgende Abbildung). Zwar werden teilweise auch im Bereich der Unterhaltung Programme und Anwendungen benutzt, doch überwiegt die funktionale Ebene mit der Nutzung von digitalen Geräten zur Informationsgewinnung und zur Kommunikation sowie dem Gebrauch von Office-Anwendungen. Allgemein liegt eine dem Zeitgeist und Ausbildungsberuf entsprechend starke Nutzung von digitalen Geräten und Medien sowohl in Umfang (Anzahl der Geräte) als auch an Zeit-Intensität vor. Komplettiert wird die technische Affinität durch die positive Einschätzung zu persönlichen Kommunikationskompetenzen und insbesondere der sehr positiven Einschätzung zum digitalen Umgang allgemein.
Regelmäßig nutzen alle das Internet, 75% den Fernseher und Radio und 25% nutzen Printmedien. Fast alle arbeiten täglich mit dem PC/Laptop/Tablet und auch Telefon, Kopierer/Scanner werden regelmäßig genutzt. Allerdings nutzt niemand sein Smartphone beruflich, dafür alle privat. Auch privat nutzen mit einer Ausnahme alle zwölf SuS den PC/Laptop/Tablet regelmäßig und ein Drittel nutzt auch privat Kopierer/Scanner und Spielekonsolen. Die Hälfte der SuS verbringt täglich über acht Stunden am PC/Laptop/Tablet während zehn der zwölf SuS den Online-Anteil der Nutzung von PC/Laptop/Tablet und Smartphone auf über 50% schätzen und vier sogar über 75% (vgl. nachfolgende Abbildung).
Das Smartphone wird insbesondere für Messenger, Audio, Telefonate, Apps allgemein und das Internet allgemein genutzt. Auch Videos/Filme und Spiele sind für ein Drittel der SuS relevant. Während jeweils etwa die Hälfte der SuS den PC/Laptop/Tablet (offline und online) für Spiele, Audio, Videos und Office nutzt, geben fast alle an das Gerät zur Informationsgewinnung zu nutzen. Bei den regelmäßig genutzten Internet-Anwendungen haben Nachrichten, Facebook und Videoportale wie Youtube den größten Stellenwert. Fünf SuS nutzen (auch) andere Social-Media Angebote, Foto-Portale, Musik/Radio und Wikipedia oder ähnliches. Nur ein kleinerer Anteil der SuS greift auf Blogs, Communities, Foren, Twitter, Google+ und wissenschaftliche Artikel zurück. Allen SuS fällt der Umgang mit PC’s und Internet leicht. Sehr unterschiedlich ist die berufliche Nutzung der Geräte in der Woche. Mails reichen von unter 5 bis 70 in der Anzahl, Telefone werden von 4 bis 60 Mal verwendet, das Intranet wird zwischen gar nicht und 30 Mal aufgerufen und Brief/Fax werden von allen bis zu 20 Mal in der Woche genutzt. Außerdem gibt es einen Auszubildenden der 7 Mal die Woche Skype oder ähnliche Programme beruflich nutzt. Alle SuS schreiben täglich Nachrichten in sozialen Medien/Chats, die Hälfte nutzt Cloud-Dienste, Skype o.ä. wird (eine Ausnahme täglich) selten genutzt. Kommunikationstools wie Teamspeak hingegen werden von einem Drittel täglich genutzt und von dem Rest so gut wie nie. Text- und Mailprogramme nutzen alle regelmäßig, Tabellenprogramme werden von zwei Dritteln gebraucht, aber nur zwei SuS nutzen Grafikprogramme und niemand Präsentationsprogramme (vgl. nachfolgende Abbildung).
Die SuS schätzen Ihre Medienkompetenz sehr positiv ein, je zwei SuS mittel und sehr hoch, die anderen acht dazwischen, also eher hoch. Während die Kompetenzen im Lesen und Verstehen, Schreiben und Formulieren sowie Sprechen und Artikulieren recht positiv eingeschätzt werden, wird der Umgang mit dem Internet und mit digitalen Geräten sehr positiv eingeschätzt. Resümierend würde ich sagen, weist die Gruppe der SuS eine hohe technische Affinität mit ausgeprägten medialen Kompetenzen auf.
Für das Lernprofil der SuS wurden zunächst die Lernpräferenzen abgefragt. Die klassischen Print- und Papiermedien schneiden, wenn es z.B. um das Lesen von längeren Texten geht, besser ab als bspw. der Bildschirm. Neun der 14 SuS favorisieren ihr Zuhause als Ort für die Online-Lehre, drei sprechen sich für die Lernszenarien im betrieblichen Raumkontext aus und zwei würden gerne beides kombinieren (Zwischenzeitlich war die Zahl der Auszubildenden zunächst um zwei gestiegen, dann um eine Person gesunken, daher die abweichenden Kennzahlen). Bei der zeitlichen Präferenz verorten sich die SuS eindeutig im konventionellen Rahmen der Schulzeit. Während sich der Großteil für morgens (5) und vormittags (11) ausspricht und nur jeweils zwei Stimmen (Mehrfachauswahl) an mittags und nachmittags verteilt wurden, spricht sich niemand für Abends oder Spätabends aus (vgl. nachfolgende Abbildung).
Während die Fähigkeit, sich zum Lernen zu motivieren eher mittelmäßig bewertet wurde, so beurteilen sich die Auszubildenden in den Bereichen sich selbst Wissen anzueignen und dieses zu beschaffen sehr positiv (vgl. nachfolgende Abbildung).
Aktuell nutzt ein Großteil der SuS Videos, Foren, Onlinetexte und insbesondere Wikipedia als Lernplattform. Über die Hälfte der Nutzer/innen von Wikipedia wünschen sich allerdings in Zukunft nicht mehr auf Wikipedia zugreifen zu müssen, wohingegen Online-Lernplattformen, Google Docs und Lern-Apps und insbesondere Videokonferenzen/Skype im Zukunftstrend liegen (vgl. nachfolgende Abbildung).
Etwas nüchterner fällt die Ausstattung der SuS zuhause auf. Zwar haben bis eine Person alle entweder einen PC oder einen Laptop, doch besitzt nur die Hälfte eine Webcam und/oder ein Headset bzw. Mikrofon. Noch weniger verfügen über Drucker/Kopierer/Scanner.
Besonders spannend war, dass Peergroup stärkende Aspekte einen sehr hohen Stellenwert haben. Zum einen wurde der Kontakt zur Schule auch im Betrieb am stärksten mit „Austausch mit anderen Auszubildenden“ gewünscht, zum anderen wurde sich in den qualitativen Textfeldern häufig über Effekte für ein besseres und stärkeres Miteinander der Auszubildenden untereinander ausgesprochen. Konstatierend nutzt die Zielgruppe digitale Medien bereits zum Lernen und kennt sich mit der Wissensbeschaffung über Internetmedien aus. Obwohl die Mehrheit den Lernort Zuhause präferiert, ist die notwendige Ausstattung für Audio- und Videoaufnahmen dort zum Teil nicht vorhanden. Auch hier folgen nun exemplarisch einige Abbildungen zu eben erläutertem Sachverhalt.
Die Auszubildenden hatten differenzierte Erwartungen an das Projekt und die Online-Lehre: Auf den Unterricht bezogen soll die Online-Lehre in den Bereichen Abwechslung und Vielseitigkeit punkten, wohingegen Vermittlungs- und Verständnisschwierigkeiten befürchtet werden. Während technische Schwierigkeiten den Rahmenbedingungen Probleme bereiten könnten, wird eine neue Form der Flexibilität erwartet, die insbesondere das Zeitmanagement betrifft. Im sozialen Miteinander erwarten die Auszubildenden eine Verbesserung der Kommunikation und des Miteinanders durch diverse Gruppenarbeiten und den häufigen Austausch untereinander.
Die Einstellung der SuS gegenüber digitalen Medien und den Vorteilen der Online-Lehre ist ziemlich positiv. Die nachfolgenden Vorteile der Online-Lehre werden alle als wichtig - sehr wichtig empfunden und zwar in folgender Reihenfolge: Aktualität der Inhalte, zeitliche Flexibilität, örtliche Aktualität. Auch die Einstellung gegenüber digitalen Medien ist durchweg positiv besetzt. Online-Lehre wird als interessant und eher positiv verortet, allerdings aus einer scheinbar vorsichtigen und zurückhaltenden Position. Das semantische Differenzial in folgenden Abbildung zeigt diese Verortung und dient auch zum Abgleich mit dem gleichen Differenzial aus der Endevaluation im übernächsten Abschnitt.
Schüler und Schülerinnen