4.3.3.2 Vorherbefragung der Lehrkräfte – Ergebnisse

Stärkung der Binnendifferenzierungsoptionen[]

„Die Chance ist, dass man stärker differenzieren kann zwischen Schülern, die Förderung brauchen und solchen, die gefordert werden müssen. Dazu kann man das auch besser kontrollieren“, so einer der Lehrer. Durch die Nachvollziehbarkeit und die Kontrollfunktion sind SuS mit Problemen schneller identifizierbar. Darüber hinaus ermöglicht die digitale Lehre die Integration von externem Expertenwissen, Online-Exkursionen sowie Webkonferenzen und ermöglicht, ganze Unterrichtsstunden nachzuholen, wovon einige, insbesondere schwächere SuS profitieren. Die Online-Lehre stärkt also individuelle Lernwege und bietet auch für heterogene Gruppen die Möglichkeit präziser Binnendifferenzierung durch Variationsmöglichkeiten und flexible Schwierigkeitsgrade in der Aufgabenstellung.

Didaktik des Lehrmaterials[]

Durch die geringe Ressource Zeit war es eine große Herausforderung für die Lehrkräfte, die didaktisch wertvollen aber zeitintensiven Lehrmaterialien im LOOP zu erstellen. Finanzielle Einschränkungen und Unterschiede in den schulinternen Curricula sind weitere Herausforderungen. Es eignen sich per se alle Lernfelder für die Online-Lehre. Besonders bei Lernfeldern, welche von Expertenwissen/Praxiseinblicken profitieren, ist die Online-Lehre von Vorteil. Für zusammenarbeitende Schulen sind aufgrund der unterschiedlichen Lehrbücher und Praxisbeispiele (Unternehmen X mit Personal Y) die abstrakteren Lernfelder ohne Modellunternehmen von Vorteil.

Rolle der Lehrkraft und Fortbildungsbedarfe[]

Für die Lehrkräfte selbst steigert die Online-Lehre den Methodenpool sowie die Medienkompetenz und erfordert im Gegenzug ein Maß an Medienaffinität, technischem Hintergrundwissen sowie eine selbstständige mediale Problemlösung. Außerdem kann Online-Lehre eine erhöhte Flexibilität und damit einhergehend ein anderes Zeitmanagement einfordern, doch die Ergebnisse der Befragung mit den SuS haben gezeigt, dass sich diese die klassischen Arbeitszeiten der Schule (morgens bis mittags) auch für die Online-Lehre wünschen. Die Rolle der Lehrkraft mit beratenden, begleitenden, motivierenden aber auch verwaltenden und organisierenden Tätigkeiten wird durch die Umsetzung von Online-Lehre im Unterricht zusätzlich betont. Dies erfordert mit starker Sensibilität alle Lehrkräfte auf diesem Weg mitzunehmen.

Eine zentrale Frage des Projekts ist die der Fortbildungsnotwendigkeit: Einschätzungen der schon vor Projektstart medienkompetenten Lehrer ist, dass es mindestens eine Fortbildung zur Nutzung von Moodle geben muss, wahrscheinlich am besten aufgeteilt auf 2-3 Termine zum Aufbau der Kompetenz. Wer darüber hinaus Lehrmaterialien erstellt, braucht mindestens eine, je nach Grad der Entwicklung von Anwendungen darüber hinaus gehende Fortbildungen zur Anwendung der Autorensoftware LOOP.

Organisation der Lehre[]

Als zentrale Herausforderung kristallisiert sich die Frage der Erstellung der Lehrmaterialien (mittels der Autorensoftware LOOP) heraus, insbesondere durch die Indikatoren Urheberrechtslage und Zeitaufwand. Während frühe Fortbildungen in Moodle notwendiger Standard für Lehrkräfte in der Online-Lehre sind, bietet die Reflexion mit und das Erheben des Vorwissens von SuS Vorteile bei der Lehrmaterialzusammenstellung.

Schulorganisatorischer Handlungsrahmen[]

Die Arbeitsaufteilung zur Erarbeitung der Lehrmaterialien in Teamstruktur ist ohne räumliche Trennung und sofern es sich nicht um aufeinander aufbauende Themenschwerpunkte handelt zu begrüßen, sollte aber in Tages- oder Wochenblockung geschehen. Die Online-Lehre stellt sowohl an die Einrichtung Schule als auch an Lehrkräfte (auch zuhause) hohe technische Anforderungen wie eine moderne Ausstattung, belastbare Breitbandanbindung sowie flächendeckendes, sicheres W-Lan. Die erarbeiteten Lehrmaterialien sind mit entsprechender Anpassung ausbildungsübergreifend und auch schulformübergreifend verwendbar.

Anforderungen an Selbstdisziplin[]

Die Online-Lehre verlangt von allen beteiligten Akteuren ein erhöhtes Maß an Selbstdisziplin. Betriebe sollten die im Betrieb digital lernenden Auszubildenden und damit gewonnene physische Präsenz auch an eigentlichen Schultagen nicht zu Arbeitszwecken ausnutzen. Der Nutzen und Erfolg von Blended Learning ist stark von der Bereitschaft der Unternehmen abhängig, den Auszubildenden im betrieblichen Alltag Raum für E-Learning-Phasen einzuräumen. Dieser Aspekt wird in der letzten Phase der Begleitforschung mit den Betrieben stärker thematisiert werden.

Für die SuS stellen sich erhöhte Anforderungen auf der Ebene der Selbstständigkeit. Das Lernen außerhalb des schulischen Rahmens verlangt verstärkt Disziplin, Verantwortung und ein gewisses Organisations- und Zeitmanagement sowie auf der technischen Ebene die notwendige Ausstattung zuhause als Teilnahmevoraussetzung und entsprechende mediale Kompetenzen. Hinzu kommt die notwendige Akzeptanz der Auszubildenden, sich mit digitalen Materialien und Kommunikationskanälen auseinander zu setzen. Sie müssen sich so organisieren können, dass auch neben dem Arbeitsleben genug Raum für Online-Phasen bleibt. Dies kann allerdings auch einen Eingriff in ihr Privatleben bedeuten und beinhaltet einiges Konfliktpotenzial (z. B. bei der Vereinbarung von Online-Gruppenterminen). Das Phänomen Online-Lehre steigert die Attraktivität und die Lernmotivation, die soziale Komponente birgt sowohl das Risiko der Vernachlässigung als auch die Chance schulübergreifender Kommunikation und Tätigkeit. Auch das wird in der Begleitforschung in den Blick genommen.