4.3.3.3 Zwischenevaluation der Befragungen mit den Lehrkräften

Im Folgenden sind die Kernaussagen der Lehrkräfte aus der Zwischenevaluation herausgearbeitet.

Rollenverteilung der Schülerinnen und Schüler[]

Die Rollenverteilung unter den SuS aus der konventionellen Lehre scheint sich auch in digitalen Lernsituationen zu verfestigen. Hinzu kommt, dass die Rollenverteilung in digitalen Lernsituationen offenbar an Intensität gewinnt. Dies wird am Beispiel eines sehr ruhigen, unauffälligen Schülers deutlich. Im Präsenzunterricht spricht er nur nach Aufforderung. Das ändert sich durch die digitale Einheit nicht. Im Gegenzug zur digitalen Einheit aber ist dieser unauffällige Schüler im konventionellen Unterricht zumindest körperlich präsent und von den anderen wahrnehmbar. Dies gilt auch für Schüler, die von der Persönlichkeit her schnell Führungsrollen übernehmen und als Sprachrohr fungieren. In der digitalen Einheit wird die Intensität von Rollenverteilungen unter den SuS durch das Fehlen physischer Anwesenheit beeinflusst. Wie positiv oder negativ sich dies auf den Unterricht auswirkt bleibt abzuwarten. Es scheint sich hierbei auch eher um psychologische als um pädagogische Parameter zu handeln, so dass die Projektrunde hierzu vielleicht gar keine Positionierung einnehmen wird. Anmerkung: In den digitalen Gruppenarbeitsphasen stellte sich im weiteren Verlauf des Projekts heraus, dass sich dem Gruppengeschehen nicht so leicht entzogen werden kann wie im konventionellen Unterricht, sodass besagter Schüler stärker zur proaktiven Mitarbeit in der Gruppe beigetragen hat.

Terminfindung[]

Das Finden eines Zeitpunktes außerhalb der Regelschulzeit gestaltet sich mit fünf und insbesondere mit acht SuS schwierig. Nach Schulheimweg befindet man sich direkt im Nachmittagsprivatbereich und dort beginnen dann Vereinsaktivitäten etc., so dass oft nur der Sonntagabend/Montagabend bleibt. Eine Alternative wäre das Blocken eines ganzen Tages für Lernfeld sieben und diesen Block zuhause zur Regelschulzeit zu absolvieren, was aber die Zustimmung der Schulleitung voraussetzen würde.

Technische Dimension[]

Technische Schwierigkeiten traten nicht nur bei den SuS Zuhause, sondern auch in den simulierten Konferenzen innerhalb der Schule auf. Das W-LAN in den Schulen war oft überlastet, obwohl dieses sehr stark ist. Aufgetreten sind auch Audioverzerrungen bei einer simulierten Konferenz in Duderstadt von, was die SuS aber sehr gut angenommen haben und damit unerwartet gut umgegangen sind. Gute, funktionierende Hardware ist eine Gelingensbedingung, nicht nur weil ohne diesen Aspekt nicht reibungslos gearbeitet werden kann, sondern auch aufgrund demotivierender Situationen, wenn Unterricht an Rahmenbedingungen scheitert. Aber auch das Know-How der SuS ist wichtig, denn wer keinen E-Mail-Account anlegen kann, bekommt auch keinen Zugang zur Lernplattform. Technische Probleme wurden in Einzelfällen entweder als vorgeschobener Grund genutzt „ganze Dorf hatte kein Internet“, oder zumindest nach kurzem Versuch als „geht nicht“ abgestempelt.

Motivation[]

Die SuS sind die digitalen Lernszenarien motivierter angegangen und erklärten sich Sachverhalte gegenseitig. Hoher Erkenntnisgewinn und Stolz auf die eigene Leistung waren nach digitalen Einheiten stark vertreten. Drag’n Drop Aufgaben sowie dynamische Kurven scheinen großen Anteil daran zu haben. SuS sitzen teilweise noch mehrere Stunden in Konferenz zusammen, auch wenn sich der Lehrer ausgeklinkt hat und erarbeiten Aufgaben sehr weit vor Abgabetermin. Das Chatforum kam wohl sehr gut an und ist insbesondere aufgrund der zeitlichen Unabhängigkeit sehr positiv wahrgenommen worden. Auch haben die SuS in diesem Forum Bezug zu den Aussagen anderer SuS genommen und zwar standortübergreifend.

Anforderungen an die Auszubildenden[]

Die Selbstverwaltung und Eigenständigkeit der SuS wird in digitalen Lernsituationen noch stärker zur Gelingensbedingung. Sie brauchen ein Verständnis für die Wichtigkeit der Teilnahme an Lerneinheiten. Der Großteil der SuS hat diese Reife und kann damit gut umgehen. Die SuS finden die neue Flexibilität gut, wünschen sich aber dennoch Struktur und brauchen Druck/Deadlines. Technisch affine SuS können eine große Hilfe sein und z.B. per Fernwartung andere SuS oder Lehrkräfte bei technischen Herausforderungen unterstützen. Im gleichen Zuge ist eine Vertrauensbasis wichtig, dass sich SuS mit ebendiesen Fähigkeiten nicht in der Privatsphäre der anderen Teilnehmer austoben.

Lehrkraftflexibilität[]

Um die neuen Möglichkeiten zu nutzen, die digitale Lernsituationen bieten, müssen Lehrkräfte flexibler als zuvor agieren. Das betrifft vor allem die gemeinsamen Onlinetermine, aktuell meistens Sonntagabends. Lehrkräfte müssen damit umgehen können, dass ihre Arbeitszeit sich in die Abendstunden oder das Wochenende verschieben kann, wenn man den Unterricht nicht so blockt, dass die Regelunterrichtszeit auch für digitale Lernzeit zur Verfügung steht. Auswertung von Tests per Klick spart viel Korrekturzeit, SuS haben aber sofortigen Redebedarf, da sie direkt Feedback von ihrer Leistung bekommen, was positiv zu bewerten ist.

Schwierige Inhalte[]

Schwierige Inhalte waren einfacher zu vermitteln, vor allem durch die Verschiebung von Nachfrage- und Angebotskurven. Die SuS haben die Thematik schneller und besser verstanden und hatten durch das gegenseitige Erklären innerhalb einer Videokonferenz mehr Spaß dabei. Die digitalen Lernszenarien sind kein Allheilmittel und man muss akzeptieren, dass sehr schwache SuS auch mit digitalen Lernsituationen nicht von schlechten Noten auf bessere steigen.

Schulkooperation[]

Die Absprache unter zwei Schulen gestaltet sich als herausfordernd und sehr zeitintensiv, da Telefonate nicht immer organisierbar sind und der Mailverkehr zwar komfortabel, aber nicht immer effektiv ist. Außerdem müssen die Arbeitsstile der Lehrkräfte zueinander passen. Schulintern lassen sich viele Sachen einfacher regeln.

Lehrmaterial[]

Nächste Verbesserungsschritte wären zeitintensive Materialüberarbeitungen in Richtung Layout, Anheben des Niveaus der Frageformulierung von Lehrerniveau auf Prüfungsniveau etc.