Im Regionalen Beruflichen Bildungszentrum Müritz werden am Hauptstandort Waren und der Außenstelle Malchin insgesamt ca. 1500 Schüler von 65 Lehrkräften unterrichtet. Die Schule im südlichen Mecklenburg bietet im Rahmen dualer Berufsausbildungen lernfeldorientierten Unterricht in sechs Berufsbereichen an. Hinzu kommen die Klassen der Berufsvorbereitung und des Fachgymnasiums.
Als Reaktion auf den sich wandelnden Arbeitsmarkt, steigende Kompetenzansprüche und das immer dünner werdende Netz von Berufsschulen in Mecklenburg-Vorpommern, durch den sich der Einzugsbereich der Schule immer weiter vergrößert, hat die Schule damit begonnen, E-Learning Inhalte in den Schulalltag zu integrieren. Ganz im Sinne des Schulmottos „Wir bilden für den Arbeitsmarkt der Zukunft aus“ entschied sich die Schule deshalb zur Teilnahme am Bildungsprojekt „E-Learning in beruflichen Schulen des Landes Mecklenburg-Vorpommern“ in Zusammenarbeit mit Berufsschulen in Neubrandenburg und Greifswald. Weitere Kooperationspartner sind die IHK Neubrandenburg, der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte und die Hochschule Wismar. Ziel des Projektes ist es standortunabhängiges und selbstständiges Lernen der Schüler durch den gezielten Einsatz digitaler Medien zu fördern, sowie eine bessere Vernetzung der Standorte Waren und Malchin.
Startschuss des Projektes war der 13. März 2017. Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung trafen sich alle Partner des Bildungsprojektes im IT-Service- und Medienzentrum der Hochschule Wismar, um sich einen ersten praktischen Eindruck der Lernplattform haleo zu machen. Anschließend folgten Workshop-Phasen an den Berufsschulen, um die Lehrkräfte auf das Thema E-Learning vorzubereiten, bevor die Praxisphase des Projektes mit Beginn des neuen Schuljahres am 27.09.2017 eingeläutet wurde. Die erarbeiteten Konzepte wurden zunächst in den Klassen der Einzelhandelskaufleute im 1. und 2. Ausbildungsjahr getestet. Das Projekt wurde im Juli 2018 mit einer externen Evaluation abgeschlossen.
Die Lernplattform „handlungsorientiert lernen online – haleo“ basiert auf dem Lernmanagmentsystem ILIAS und wird über die Server der Hochschule Wismar bereitgestellt, welche auch die Administration der Nutzerverwaltung übernimmt. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer erstellt sein eigenes Profil und kann mit diesem in Foren diskutieren oder über ein Befragungssystem Live-Feedbacks abgeben. Darüber hinaus bildet die Plattform die Struktur der 14 Lernfelder im Einzelhandel ab und ergänzt deren Lerninhalte durch interaktive Tools. So wurden beispielsweise im Kontext der Lernfelder verschiedene Situationen eines Musterunternehmens im virtuellen Klassenraum simuliert. Den Lehrkräften steht zudem ein digitales Lehrerzimmer zur Verfügung, welches den standortübergreifenden Austausch der LuL untereinander ermöglicht.
Um den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, nicht nur mit den online bereitgestellten Materialen zu arbeiten, sondern auch eigene Inhalte für die Lernplattform zu erstellen, wurde an der Hochschule Wismar das Produktionsstudio für E-Learning Anwendungen (PELA) eingerichtet. Dort haben Schüler zu Beginn der Praxisphase mit Unterstützung des Hochschulteams eigene Filme produziert, in denen typische Verkaufssituationen aus dem Berufsalltag der Auszubildenden aufgenommen wurden, um beispielhaft Kommunikationswege aufzuzeigen. Des Weiteren wurden im Laufe des Projektes Screen- und Podcasts produziert. Alle erstellten Inhalte wurden in die Lernfelder eingebunden, um diese noch mehr an moderne Nutzergewohnheiten anzupassen.
Neben der Lernplattform haleo umfasst das Projekt noch weitere Konzepte um vor allem kollaboratives Lernen zu fördern. Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte spendierte der Schule drei Klassensätze iPads, welche in mobilen Ladestationen aufbewahrt und für einzelne Unterrichtsstunden ausgegeben werden. Mittels Mobile Device Managment Systemen und Classroom-Manager Anwendungen können diese gezielt im Unterricht eingesetzt werden und sollen zur spontanen Zusammenarbeit der SuS führen und auf diese Weise gemeinsame Lernprozesse initiieren. Diese Lernprozesse können anschließend an eigens dafür eingerichteten Team-Arbeitsplätzen vertieft werden.
Das Projekt genießt hohe Akzeptanz unter Auszubildenden und Lehrkräften und im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit erhielt die Schule ebenfalls durchweg positives Feedback. Bereits im April 2018 und damit vor dem eigentlichen Ende des Projektes verständigten sich alle Kooperationspartner darauf, das Projekt auf andere Berufsfelder und Schulen zu erweitern. Aus diesem Grund möchte die Schule ihre technische Ausstattung weiter verbessern und unter anderem ein schulweites WLAN-Netz einrichten. Zudem sollen weitere iPad-Sätze angeschafft werden, um diese vermehrt im Unterricht einsetzen zu können. Generell soll Unterricht handlungsorientierter gestaltet werden und die Förderung digitaler Kompetenz der SuS in den Vordergrund rücken. Die Lernplattform haleo ermöglicht es zudem, die Unterrichtsorganisation flexibler zu gestalten, da die Unterrichtsinhalte durch sie standortunabhängig zur Verfügung stehen. Für die Lernplattform selbst wird nicht nur eine Cloud-Lösung angestrebt, sondern in einem schulinternen Medienbildungsplan wurde evaluiert, inwieweit der Einsatz von Apps oder E-Books auf der Plattform möglich und sinnvoll ist. Dieser ergab, dass die Gestaltung eigener digitaler Ressourcen mit einem erheblichen Aufwand an Ressourcen und Zeit einhergeht und nur in enger Kooperation mit den anderen Schulen und der Hochschule Wismar möglich ist. Eine eher abwartende Haltung der Verlage behindert zudem bisher eine vermehrte Verwendung externer Medieninhalte auf der Lernplattform. Aber nicht nur die Verlage, sondern auch weitere Schulen sollen zukünftig mit ins Boot geholt werden. Denn die Schule hat gemerkt, dass durch die Erfahrungen anderer Schulen nicht nur eigene Fehler vermieden, sondern auch ganz neue Projekte angeschoben werden können. So plant die Schule eine Zusammenarbeit mit der Fachhochschule des Mittelstands in Schwerin Müritz beim Thema Augmented Reality. Konkret geht es dabei um die Entwicklung einer App, welche kulturhistorische Orte beschreibt. Durch solche Projekte und mit den bisher entwickelten Konzepten hofft das Bildungszentrum, E-Learning langfristig an beiden Standorten etablieren zu können.
Industrie- und Handelskammer
Lehrer und Lehrerinnen
Schüler und Schülerinnen