Das Berufsbildungszentrum (BBZ) Rendsburg-Eckernförde wird insgesamt von ca. 3000 Schülern besucht, von denen ca. 850 auf den Standort Eckernförde entfallen. In einem dualen Ausbildungsverhältnis befinden sich ca. 1300 der Schülerinnen und Schüler, die restlichen Schülerinnen und Schüler (ca. 1700) besuchen eine der Vollzeitschularten. Demgegenüber stehen 212 Lehrkräfte, welche in den insgesamt 157 Klassen unterrichten. Die Schule verfügt über ein vergleichsweise großes Einzugsgebiet mit teilweise sehr langen Anfahrtswegen für die Schülerinnen und Schüler. Dies war Hauptgrund für die Schule den Präsenzunterricht mit BL-Konzepten zu ergänzen.
Das Berufsbildungszentrum möchte mit Hilfe von BL-Lehr-Lern-Szenarien alle Bildungsgänge durch die Flexibilisierung von Lernzeiten attraktiver gestalten. Bildungsangebote können jahrgangs- und standortübergreifend angeboten werden und vor allem im Projektunterricht ergeben sich neue Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung. Zudem sollen die SuS durch BL besser auf die Arbeitswelt vorbereitet werden, vor allem im Kontext von Industrie 4.0 und der damit einhergehenden umfassenden Digitalisierung von Betrieben und industrieller Produktion.
Die Einführung von BL-Konzepten stellte bestimmte Anforderungen an die Mitarbeiter und die technische Ausstattung der Schule. Die BBZ Rendsburg-Eckernförde verfügt auf der Hardwareseite über ein schulweites W-LAN Netz und in jedem Klassenraum über Interaktive Tafeln, Beamer und mindestens einem PC. Den SuS wird zudem ein Arbeitsraum mit digitaler Ausstattung zur Verfügung gestellt. Auf der Softwareseite verfügt die Schule über ein Lernmanagementsystem (Moodle-Plattform), welches den Austausch zwischen Lehrkräften untereinander oder mit SuS ermöglicht. Auf der Plattform werden zudem E-Learning Inhalte, wie interaktive Aufgaben für die SuS angeboten. Die SuS können die Plattform aber ebenfalls zur Kommunikation und zum Austausch von Inhalten untereinander nutzen, bspw. im Rahmen von Projektarbeiten. Eine weitere von der Schule verwendete Software ist Adobe Connect, mit der Webkonferenzen in Klassenstärke durchgeführt werden können.
Bevor mit die Schule jedoch mit der technischen Umsetzung von BL beginnen konnte, mussten Bedenken der Lehrkräfte und Schülerschaft ausgeräumt werden.
Neben vereinzelter Skepsis gegenüber der Technik, welche mit Schulungen und Fortbildung ausgeräumt werden konnte, fürchteten die Lehrkräfte, dass lediglich eine Verlagerung des Lernorts vom Klassenraum ins heimische Wohnzimmer stattfindet, einhergehend mit einem Verlust der Effizienz der Vermittlung der Inhalte bei erhöhter Vor- und Nachbereitungszeit der Unterrichtsinhalte. Es zeigte sich jedoch, dass BL für zusätzliche Motivation bei den SuS sorgt und Inhalte mit der Zeit immer effizienter vermittelt werden konnten.
Auch auf Seiten der SuS bestanden Befürchtungen, dass BL zu einer ungerechten Bewertung der mündlichen Leistung sorgen könnte, woraufhin die Schule ihr Bewertungsschema den neuen Gegebenheiten anpasste. Zudem bestanden bei den SuS Hemmschwellen bezüglich der Kommunikation über die Lernplattform. Um diese abzubauen wurde in „Übungsrunden“ in der Schule und vor jeder Sitzung an einer Verbesserung der Eigeninitiative der SuS gearbeitet. Zudem hat die Schule einen Headset-Verleih eingeführt, um einheitliche Voraussetzungen für alle SuS zu schaffen. Die wichtigste Voraussetzung für BL lässt sich jedoch nur bedingt von der Schule beeinflussen. Für einen maximal effizienten Einsatz von BL ist ein Internetzugang bei allen Teilnehmern zwingend erforderlich.
Berufsbildungszentrum (BBZ) Rendsburg-Eckernförde zieht ein positives Fazit bezüglich des Einsatzes von BL. Präsenzunterricht stellt auch weiterhin die Unterrichtsbasis dar, denn Interaktionen und Gruppenbildungsprozesse gelingen in Präsenz wesentlich besser. BL stellt allerdings eine gute Ergänzung dar und bietet den Lehrkräften neue Möglichkeiten der Wissensvermittlung. Eine Kennenlernphase vor dem 1. Online-Unterricht ist essentiell, um den Schülern Ängste und Bedenken zu nehmen und Hemmschwellen bezüglich der Kommunikation über die Lernplattform abzubauen. Es zeigt sich, dass unter diesen Voraussetzungen das eigenständige, zeitungebundene Lernen insgesamt unter den Schülern beliebt ist und auch die virtuelle Präsenz gut angenommen wird. Zukünftig soll BL an der Schule curricular verankert und auf weitere Schulformen erweitert werden. Hierbei wird besonderer Wert auf die Reaktion und Kooperation der Dualpartner gelegt. Außerdem ist eine stärkere Individualisierung des Unterrichts geplant. So soll die Wahl zwischen Präsenz- und Onlineunterricht und die asynchronen Teilnahme der Schüler an einigen Lehrveranstaltungen ermöglicht werden. Dazu sind neben der Sicherstellung einer zeitgerechten Infrastruktur auch weitere Schulungen des Personals nötig. Weiterhin ist eine Nutzung des Systems bei Inklusionsaufgaben oder in der Sprachförderung (Deutsch als Zweitsprache - DaZ) denkbar.
Blended Learning
Schüler und Schülerinnen
Berufsbildungszentrum